U-Boot-Krieg: Das erste US-Schiff, das Opfer eines deutschen U-Boots wurde - WELT (2024)

Zweiter Weltkrieg U-Boot-Krieg

Dies war das erste US-Schiff, das Opfer eines deutschen U-Boots wurde

Hundert Navy-Soldaten starben, als am 31. Oktober 1941 ein deutsches U-Boot einen US-Zerstörer torpedierte. Aber der amerikanische Präsident Roosevelt behielt die Nerven und setzte auf Deeskalation. Das hatte einen guten Grund.

| Lesedauer: 5 Minuten

Von Sven Felix Kellerhoff

Leitender Redakteur Geschichte

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Es war nur eine Frage der Zeit – früher oder später musste die Konfrontation tödliche Folgen haben. Am Morgen des 31. Oktober 1941 war es so weit: Um 8.34 Uhr deutscher Zeit feuerte das deutsche U-Boot U-552 unter Kapitänleutnant Erich Topp zwei Torpedos auf schemenhaft erkannte Ziele ab, jedenfalls einen Konvoi. Im mittleren Nordatlantik war es noch dunkel, denn das Marinequadrat AK 9922 lag etwa 1250 Kilometer westlich von Irland und 1625 Kilometer südöstlich von Grönland.

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Nach kurzer Laufzeit trafen beide Torpedos ins Ziel: „Eine oder mehrere Explosionen“ ereigneten sich in der Nähe des vorderen Feuerraums, erinnerte sich ein Augenzeuge, „begleitet von einer grellen orangefarbenen Stichflamme und einer hohen schwarzen Rauchsäule, die mehrere Minuten lang in einigen Kilometern sichtbar war“.

Der Angriff hatte fatale Folgen: Durch ein riesiges Leck im vorderen Kesselraum der „USS Reuben James“ drang so schnell Wasser ein, dass der knapp hundert Meter lange und 1200 Tonnen verdrängende Zerstörer zerbrach; der vordere Teil sank sofort, der hintere hielt sich noch wenige Minuten über Wasser, bevor er auch unterging.

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Von den Besatzungsmitgliedern, die auf dem Vorschiff Dienst getan hatten, konnten gerade einmal zwei gerettet werden. Die übrigen 43 Überlebenden hatten sich im Moment des Treffers achtern der Brücke aufgehalten. Insgesamt starben hundert Mann, darunter alle sieben Offiziere.

Die „USS Reuben James“ war das erste Schiff der US-Navy, das im Zweiten Weltkrieg versenkt wurde – und zwar fünf Wochen vor dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor. Zu einer Zeit also, als die USA und Hitler-Deutschland formal noch im Frieden miteinander lebten. Wie kam es dennoch dazu?

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Schon vor Kriegsbeginn war es kein Geheimnis gewesen, dass US-Präsident Franklin D. Roosevelt auf der Seite Großbritanniens stand. Besonders wichtig wurde diese Unterstützung zwischen Juni 1940 und Juni 1941, als das Empire der einzig verbliebene Kriegsgegner des Dritten Reiches war. Per Konvoi transportierten Handelsschiffe aus den von der Wehrmacht überfallenen und besetzten Ländern sowie britische Dampfer Nachschub aller Art von der US-Küste auf die britischen Inseln. Doch diese Transporte waren immer gefährdet durch Angriffe deutscher U-Boote.

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Seit dem Frühjahr 1941 geleitete deshalb die US-Navy zivile Schiffe gleich welcher Nationalität von der Ostküste Amerikas bis nach Island. Offiziell war der Einsatz Teil der „amerikanischen Neutralitätspatrouille“, die alle Staaten des Doppelkontinents im Oktober 1939 beschlossen hatten und die Kampfhandlungen vom Westatlantik fernhalten sollte. Doch zugleich war klar, dass es sich um eine Unterstützung, nämlich Entlastung Großbritannien handelte. Erst bei der Einfahrt in europäische Gewässer übernahm die Royal Navy diesen Schutz.

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Natürlich kam es dabei zu Zwischenfällen. Am 4. September 1941 zum Beispiel hatte ein britisches Flugzeug den Geleitzerstörer „USS Greer“ informiert, ein U-Boot sei in der Nähe vor einem Angriff weggetaucht. Es stellte also eine potenzielle Gefahr des Konvois dar, den die „USS Greer“ geleitete.

Daraufhin lief der Zerstörer ein normales Manöver zur U-Boot-Jagd, spürte die Position von U-652 auf und informierte seinerseits das britische Flugzeug, das vier Wasserbomben abwarf. Nun feuerte U-Boot-Kommandant Oberleutnant Georg-Werner Fraatz einen Torpedo auf die „Greer“ ab (und später noch einen zweiten); der US-Zerstörer reagierte mit dem Abwurf von 19 eigenen Wasserbomben.

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Fraatz hatte geglaubt, schon die ersten vier Wasserbomben seien von der „Greer“ geworfen worden, und fühlte sich zur Verteidigung berechtigt. Diesen Vorfall nahm die US-Regierung zum Anlass, einen Angriffsbefehl gegen alle innerhalb der Neutralitätszone gesichteten deutschen Schiffe und Flugzeuge zu erteilen. Als „Shoot-on-sight-order“ („Schießenbefehl bei Sichtung“) wurde diese Weisung bekannt. Faktisch standen danach die US-Seestreitkräfte im Atlantik in einem unerklärten Krieg mit Hitler-Deutschland.

Zu einer erneuten Konfrontation kam es am 17. Oktober 1941 zwischen der „USS Kearny“ und U-568. Der Zerstörer verfolgte das Boot und warf Wasserbomben. Kapitänleutnant Joachim Preuss reagierte mit zwei Torpedos, von denen einer die „Kearny“ traf und schwer beschädigt; elf Mann seiner Besatzung kamen ums Leben. Da das Schiff umgehend einen Hafen anlaufen musste, gab es keine weitere Verfolgung des U-Bootes.

Genau zwei Wochen später traf die „USS Reuben James“ auf U-552, dessen Kommandant Erich Topp zu den erfolgreichsten „grauen Wölfen“ gehörte (und den Krieg überlebte). Laut Augenzeugen hatte der Zerstörer zuletzt am Abend des 30. Oktober 1941 Wasserbomben geworfen, nicht jedoch unmittelbar vor dem Angriff durch U-552.

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Die Nachricht wurde umgehend publik, doch die Reaktion des amerikanischen Präsidenten fiel anders aus als erwartet: „Im Atlantik ist der amerikanische Zerstörer ,Reuben James’ versenkt worden“, diktierte am Abend des 1. November Propagandaminister Joseph Goebbels seinem Sekretär: „Die Tatsache der Versenkung bildet in der US-Presse die große Sensation. Aber Roosevelt erklärt schon, dass sich an der Lage an sich nichts ändere und dass keine Veranlassung bestehe, die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Reich und den USA abzubrechen.“

Das traf weitgehend zu: Tatsächlich hatte die US-Regierung überhaupt kein Interesse, über die „shot-in-sight-order“ hinauszugehen. Denn Roosevelt wusste, dass im Herbst 1941 weder die US Army noch die ihr zugeordneten Luftstreitkräfte wirklich kriegsbereit waren. Allein die Navy konnte sich schon mit den Marinestreitkräften der potenziellen Feindstaaten Deutschland, Italien und Japan messen. Noch wichtiger für die Zurückhaltung des Präsidenten war, dass die US-Bevölkerung mehrheitlich noch keineswegs gewillt war, gegen Hitler-Deutschland in die Schlacht zu ziehen.

Die Entscheidung zum Krieg nahm Hitler den USA ab. Am 11. Dezember 1941, vier Tage nach dem japanischen Luftangriff auf die US-Pazifikflotte in Pearl Harbor, erklärte der Diktator den Vereinigten Staaten den Krieg.

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Dieser Artikel wurde erstmals im Oktober 2021 veröffentlicht.

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Author: Duane Harber

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